Venedig Insider Tipps: Die besten Geheimtipps für die Lagunenstadt
In Venedig war gefühlt selbst dein sonst jede Reise verweigernder und maximal jede zweite Woche zum Fußballspiel des Dorfvereins gehender Großcousin mindestens viermal. Was ich damit andeuten möchte: Venedig ist eine wunderschöne und uralte Stadt, in der das 21. Jahrhundert in Form von Massentourismus auf sich aufmerksam macht.
Genau das geht mit einem Konflikt einher: Die für mich größte Attraktion in Venedig ist das Abtauchen in eine eigentlich nicht mehr zeitgemäße Welt aus uralten Gassen, Palazzi und Kanälen – völlig ohne Autos. Diese Einzigartigkeit Venedigs lässt sich allerdings erst so richtig genießen, wenn das eindeutige Übermaß an Kameras und Smartphones nicht mehr das Gesamtbild verzerrt.
Wie lassen sich die Touristenmassen aber umgehen, um die autofreien Gassen, die uralten Gebäude und die ganz besondere Atmosphäre der weltberühmten Stadt in Ruhe genießen zu können?
Mit meinen Venedig Insider Tipps möchte ich dir Orte nennen, die dich von den Menschenmassen wegführen – und zwar in Ecken der Stadt, in denen die Zeit wirklich noch stehen geblieben zu sein scheint und das Gesamtbild nicht durch Hektik und Smartphones getrübt wird.
Hier soll es also darum gehen, Orte zu entdecken, die wesentlich weniger überlaufen sind als Markusplatz, Rialtobrücke und Co. Gerade der Ruf der Stadt, völlig überfüllt zu sein, trug wesentlich dazu bei, dass ich dieses nah an Deutschland gelegene Traumziel der meisten Reisenden lange Zeit nicht so weit oben auf meiner Städtereise-Wunschliste stehen hatte, wie es verdient gewesen wäre.
Starten wir am besten gleich durch, in dem wir uns die ruhigeren Bereiche in den Stadtvierteln – genauer gesagt Stadtsechsteln – der Hauptinsel anschauen.
1. Venedig Insider Tipps zu den weniger touristischen Bereichen der Hauptinsel
San Marco ist nicht nur der Stadtteil im absoluten Zentrum Venedigs. Er ist darüber hinaus auch die Heimat der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Man muss nicht gerade Tourismusmanagement studiert haben, um sich ausmalen zu können, dass San Marco entsprechend von Touristen überrannt wird.
Ganz besonders betroffen ist davon der direkte Weg zwischen dem Markusplatz und der Rialtobrücke. Das ist der absolute touristische Trampelpfad der berühmten Lagunenstadt.
Es gibt allerdings auch auf der Hauptinsel rund um San Marco Bereiche, die sich schnell erreichen lassen, Venedig-Atmosphäre der Extraklasse servieren, aber gleichzeitig viel weniger überlaufen sind.
A) Castello
Östlich an San Marco angrenzend stößt du auf den Stadtteil Castello – dem flächenmäßig größten Stadtsechstel der venezianischen Hauptinsel. Je weiter du dich gen östliches Castello vorarbeitest, desto weniger Touristen laufen dir über den Weg.
Der Name Castello lässt sich auf die Festung zurückführen, die sich hier befand, um über das Meer einfallenden Angreifern deutlich zu machen, wer hier Herr im Hause ist. Bekannt ist das Viertel vor allem für die hier stattfindende Biennale.
Apropos Biennale: Die Giardini della Biennale sind seit der Herrschaft Napoleons die größte Parkanlage der Stadt. Hier findest du Bänke mit Blick auf die Lagune, zu denen sich jenseits der Biennale-Zeiten relativ wenige Reisende verirren.
Wenn du einen guten Platz für einen Sonnenuntergang in Venedig suchst, dann sollten diese Bänke in den Giardini della Biennale auf deinem Sonnenuntergangs-Radar knallrot aufleuchten.
Bei entsprechendem Wetter und einer Flasche Wein oder dem italienischen Bier mit dem Waldschrat auf dem Etikett lässt sich der venezianische Sonnenuntergang ganz besonders gut genießen.
Nördlich des schönen Parks findest du zudem eine sehr ursprüngliche Ecke Venedigs mit bunten Häusern und Wäscheleinen, die sich von Haus zu Haus ranken. Einladende und authentische Lokale bietet Castello vor allem in einer der nahegelegenen Hauptstraßen des Stadtteils: der Via Giuseppe Garibaldi.
Ebenfalls einen Blick wert ist das Arsenale, welches lange Zeit das größte Gebäude der Welt war. Insbesondere das Zugangstor ist abends unter der Woche ein guter Ausgangspunkt, um die dann eher von Einheimischen bevölkerten Gassen ringsum zu erkunden.
Vor allem später am Abend oder noch früh am Morgen macht es großen Spaß, sich mehr oder weniger ziellos durch Castello treiben zu lassen und am besten zwischenzeitlich völlig die Orientierung zu verlieren. Das zumindest bescherte meiner Freundin und mir einen unserer schönsten und atmosphärischsten Abende in Venedig.
B) Cannaregio
Der Norden von Venedig befindet sich nicht nur in Castello, sondern auch in Cannaregio in weiten Teilen abseits der Touristenströme. Hier findest du einen der ursprünglichsten Teile Venedigs mit keiner der ganz populären Sehenswürdigkeiten. Stattdessen erwarten dich in Cannaregio viele Wohnhäuser „mit Seele“ und zahlreiche Bars und Restaurants, die vor allem von Einheimischen besucht werden.
Dafür sorgt die Tatsache, dass das Viertel das am dichtesten besiedelte ist und vor allem von Einheimischen bewohnt wird, da hier nur wenige Immobilien als Zweitwohnsitze verkauft wurden.
Am ehesten zieht das ehemalige jüdische Ghetto Touristen in diesen Teil der Stadt. Darüber hinaus befand sich das Wohnhaus von Marco Polo in Cannaregio, ehe es bei einem Brand vernichtet wurde. Ebenso wohnte und arbeitete hier der berühmte venezianische Maler Jacopo Tintoretto.
C) Dorsoduro
Auch Dorsoduro im Südosten der venezianischen Hauptinsel bietet einige Bereiche, in denen du die für Venedig typischen wunderschönen Gassen sowie Bars und Restaurants findest, dir diese allerdings hauptsächlich nur mit einer gesunden Menge an Venezianern teilen musst.
Vor allem ist damit der Bereich südlich, südwestlich und südöstlich des Campo Santa Margherita gemeint, sodass du dort eine ruhigere und authentischere Seite Venedigs kennenlernen kannst.
Wie so oft in der Lagunenstadt bieten auch hier einige der Kirchen gute Orientierungspunkte, an denen du dich entlanghangeln kannst, wenn du diese Ecke der Stadt erkundest: die Santa Maria dei Carmini und die Chiesa di Angelo Raffaele.
Schön fand ich zudem den Spaziergang entlang der Uferpromenade im Süden namens Fodamenta Zattere al Ponte Longo, von der aus sich tolle Ausblicke in Richtung der Nachbarinsel Giudecca ergeben.
2. Venedig Insider Tipps: Die Kuriositäten
Genau genommen ist Venedig mit dem Kanalsystem und den einzigartigen Gondeln in Gänze eine Kuriosität. Es gibt allerdings – neben vielen fast schon eigenartig schön verfallenden Gebäuden – auch noch den ein oder anderen Ort, der für sich genommen kurios ist.
Diese Orte sind zwar keine Riesenhighlights, von denen du auch noch deinen Urenkeln erzählen wirst, führen dich aber weg von den üblichen Pfaden und sorgen dafür, dass du mehr aufs Detail achtest. Und das kann in Venedig nur positive Folgen haben!
Vielleicht findest du über die folgenden Orte hinaus auch noch bei deiner Recherche oder bei Streifzügen durch die Lagunenstadt einige weitere Besonderheiten.
- Ponte Chiodo: Diese Brücke ohne Geländer ist der Gipfel der Nicht-Barrierefreiheit in der absolut nicht barrierefreien Stadt Venedig und befindet sich in Cannaregio am östlichen Ende der Fondamenta Misericordia.
- Calle Varisco: Ebenfalls in Cannaregio kannst du in der Calle Varisco – der schmalsten Gasse der Stadt – steckenbleiben.
- Squero San Trovaso und die sehr beliebte gegenüberliegende Kneipe: Eine der ältesten und letzten Bootswerften zum Bau und zur Reparatur der berühmten Gondeln ist der Squero San Trovaso. Dieser lässt sich besonders gut beobachten, wenn du dir Wein und/oder einige der frischen Köstlichkeiten aus der direkt gegenüberliegenden Osteria Al Squero gönnst.
- Palazzo Ca‘ Tron am Canal Grande: Dieser Palazzo aus dem 16. Jahrhundert ist mittlerweile ein Uni-Gebäude der Fakultät Architektur und Planung. Wenn du einen typischen historischen Garten sehen möchtest, dann könntest du dir den zum Ca’Tron gehörenden Gartenbereich während der Öffnungszeiten der Uni anschauen.
Falls du ein Bild von ihnen gesehen haben solltest, sie allerdings in Venedig vergeblich suchst: Die aus dem Canal Grande herausragenden und scheinbar ein Haus stützenden Riesenhände wären eine weitere dieser Kuriositäten gewesen, mussten allerdings leider gegen den Willen des Künstlers und der Bewohner des Hauses entfernt werden.
3. Venedig Insider Tipps zu den ruhigeren Kirchen mit Kunstschätzen
Wenn du dir nicht gerade den Markusdom dafür aussuchst, dann bieten dir viele der Kirchen in Venedig perfekte Anlaufstellen, um dem Trubel zu entfliehen. Aber nicht nur das: Nahezu alle der Kirchen, die ich dir im Folgenden nenne, sind zudem wegen einer wertvollen Gemäldesammlung, außergewöhnlicher Verzierungen, Deckenfresken etc. besonders sehenswert.
A) San Giorgio Maggiore (Ausblick)
Prägend für die Skyline Venedigs ist das Gegenstück des Markusturms auf der dem Markusplatz beinahe direkt gegenüberliegenden Mini-Insel San Giorgio Maggiore. Dieser gehört zur Kirche, die den gleichen Namen wie die Insel trägt.
Der Kirchturm ähnelt nicht nur optisch dem Markusturm, sondern bietet eine bessere Aussicht als dieser, da du von San Giorgio Maggiore aus den Markusplatz besser überblicken kannst.
Ein weiterer Vorteil: Auf den kurzen Weg vom Markusplatz auf diese Mini-Insel machen sich nicht die ganz großen Massen. Dadurch musst du dir den tollen Ausblick mit weniger Menschen teilen, was nicht nur angenehmer ist, sondern auch mit geringeren Wartezeiten einhergeht.
Die Kirche an sich ist zwar eher einfach gehalten, aber dennoch ebenfalls sehenswert.
Öffnungszeiten: Zwischen Mai und September von Montag bis Samstag zwischen 9:30 und 18:30 und sonntags von 8:30 bis 11:00 und von 14:30 bis 18:30 Uhr. Zwischen Oktober und April von Montag bis Samstag zwischen 9:30 und dem Sonnenuntergang sowie sonntags von 8:30 bis 11:00 und von 14:30 bis zum Sonnenuntergang.
Eintritt: 6 € für die Fahrt mit dem Lift nach oben
Anfahrt: Beispielsweise von einem der Anleger in der Nähe des Markusplatzes (San Zaccaria) mit dem Vaporetto Nr. 2.
B) Madonna dell’Orto
Madonna dell’Orto ist eine Kirche im Stile der venezianischen Gotik. Sie war die Haus- und Hofkirche des berühmten Malers Tintoretto, der über 30 Jahre am Kircheninneren arbeitete. In der nahegelegenen Fondamenta dei Mori 3399 befindet sich übrigens auch dessen Wohnhaus und Arbeitsstätte.
Im Inneren der Kirche gibt es entsprechend so einige beeindruckende Gemälde, aber das nicht nur von Tintoretto, sondern u. a. auch mit dem „Johannes der Täufer“ von Conegliano.
Wie bereits erwähnt verlieren sich relativ wenige Besucher in diese Gegend im Norden Cannaregios, sodass die Madonna dell’Orto nicht überlaufen ist, was für eine sehr beruhigende Stimmung sorgt.
Öffnungszeiten: Täglich außer sonntags von 10 bis 16:45 Uhr geöffnet.
Eintritt: 3 €
C) Chiesa di San Zaccaria
Auch Castello bietet mit der Chiesa di San Zaccaria eine sehr schöne Kirche, die – wie auch die Madonna dell’Orto – mit prächtigen Kunstwerken glänzt. Dazu zählt vor allem Giovanni Bellinis „Sacra Conversazione“, das als eines der schönste Gemälde der Rennaissance gilt.
Eine optische Besonderheit, die sehr zu Venedig passt, ist zudem die nahezu immer unter Wasser stehende Krypta der Kirche.
Öffnungszeiten: Von Montag bis Sonntag zwischen 10 und 12 sowie 16 und 18 Uhr geöffnet. Sonntags nur von 16 bis 18 Uhr zu besichtigen.
Eintritt: Kostenlos. Wenn du allerdings die Krypta, Sakristei und den Chor sehen möchtest, dann musst du 1,50 € blechen.
D) Chiesa di Santa Maria dei Miracoli
Die 1489 fertiggestellte Chiesa di Santa Maria die Miracoli ist vor allem wegen der wunderschönen und verschiedenfarbigen Marmorverzierungen an der Fassade sehenswert. Allein sie rechtfertigen den Abstecher zu diesem in Marmor gegossenen Kunstwerk in Cannaregio definitiv.
Auch im Innenraum bietet die Kirche sehenswerte Reliefs, die ihr ein einzigartiges Aussehen verschaffen. Grund für den Bau war auch das in der Kirche befindliche Bild der Madonna, dem man wundersame Fähigkeiten zusprach. Ein Wunder ist seit meinem Besuch der Kirche bereits geschehen: Der VfL Osnabrück ist nach Jahren in der 3. Liga zur Abwechslung mal wieder in die 2. Bundesliga aufgestiegen.
Öffnungszeiten: Von Montag bis Samstag zwischen 10 und 17 Uhr, sonntags von 10 bis 17:30 Uhr geöffnet.
Eintritt: 3 €
E) San Pantalon
Die Kirche San Pantalon lässt sich besonders leicht übersehen, da sie nicht durch einen besonders hohen oder Marmor-verzierten Turm auffällt und zudem leicht abseits der üblichen Sehenswürdigkeiten im Stadtsechstel San Polo liegt. Umso mehr verdient sie sich eine Nennung unter den Venedig Insider Tipps.
Verantwortlich dafür ist vor allem das Deckengemälde, an dem Gian Antonio Fumiano 24 Jahre lang arbeitete. Das Werk, das zu den größten Leinwandgemälden der Welt gehört, lässt sich für 50 Cent beleuchten.
Und wenn ein Meister seiner Zunft fast ein Vierteljahrhundert an einem Werk arbeitet, dann lohnt es sich auch, 50 Cent in dessen Beleuchtung zu investieren. Ein in seiner Größe und dem Detailreichtum einfach nur beeindruckendes Werk, das aus 40 zusammengefügten Leinwandbildern besteht!
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 12:30 und von 15:30 bis 18 Uhr. Samstags von 10 bis 12:30 und von 15:30 bis 18 Uhr. Sonntags von 9:30 bis 12:30 und von 15:30 bis 18 Uhr.
Eintritt: kostenlos
4. Venedig Insider Tipps zu den unbekannteren Inseln und Orten in der Lagune
Bei deiner Erkundung von Venedig solltest du dich möglichst nicht nur auf die Hauptinsel beschränken. So gehört der Lido mit dem breiten Strand natürlich zum Standardprogramm. Das Gleiche lässt sich über Murano sagen, das u. a. wegen Führungen durch Glasfabriken reichlich Besucher anzieht.
Auch das wunderschöne Burano hatte ich vor meiner Reise eigentlich fast noch für einen der Venedig Geheimtipps gehalten. An dem Sonntag, an dem ich das Inselchen mit den bunten Häusern besuchte, trieben sich hier jedoch Trauben von Reisenden aus aller Welt herum, sodass eine Nennung unter den Venedig Insider Tipps leider nicht mehr wirklich angebracht wäre.
Es gibt jedoch auch Inseln bzw. Orte in der Lagune von Venedig, die es noch nicht auf die To-Do-Liste derart vieler Touristen geschafft haben:
A) Giudecca
Die Insel Giudecca liegt südlich der venezianischen Hauptinsel und lässt sich innerhalb von wenigen Minuten u. a. vom Markusplatz per Vaporetto erreichen.
Die Uferpromenade ist insbesondere zur Abenddämmerung einen Spaziergang wert und bietet tolle Ausblicke in Richtung Markusplatz, die sich von zahlreichen Bänken und ähnlich vielen Cafés und Restaurants genießen lassen.
Es könnte sich auch lohnen, einen Blick darauf zu werfen, ob die Casa dei Tre Oci zu deiner Reisezeit eine für dich interessante Ausstellung bietet.
Anfahrt: U. a. mit den Vaporetti 4.1 oder 4.2.
B) Die Friedhofsinsel San Michele
Bei meinen Reisen schaue ich mir immer wieder gerne alte Friedhöfe an. Folglich konnte ich es mir nicht entgehen lassen, einen Blick auf die Friedhofsinsel San Michele zu werfen, die sich auf halbem Weg von Venedig nach Murano befindet.
Rein lagetechnisch hätte dieses kleine Eiland das Potenzial, ganz weit oben auf meiner Liste der malerischsten Friedhöfe zu landen. Wie oft bekommt man schließlich eine Friedhofsinsel zu sehen?
Leider gefiel es mir auf dem Gelände dann doch nicht ganz so gut wie z. B. auf dem Cimetière du Chateau in Nizza oder auf dem Cemitério dos Prazeres in Lissabon. Das soll allerdings auf keinen Fall heißen, dass du dir den lohnenswerten Abstecher zur Friedhofsinsel schenken solltest.
Besonders sehenswert fand ich die langgestreckte Mauer mit den uralten Grabplatten, die sich unweit des Anlegers im Nordosten der Insel befindet und den südlichen vom nördlichen Friedhofsbereich trennt.
Im nördlichen Teil haben einige bekannte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte gefunden. Dazu zählen Ezra Pound und Igor Stravinsky. Über die ungefähre Lage ihrer Gräber kannst du dich u. a. bei Google Maps informieren.
Noch weiter im nördlichen Bereich stößt du auf große Blöcke von Urnengräbern mit Fotos der teils vor vielen Jahrzehnten Verstorbenen.
Anfahrt: Mit den Vaporetti 4.1 oder 4.2.
C) Torcello
Burano und Murano sind touristisch sehr erschlossen – vor allem natürlich an den Wochenenden. Viele Touristen haben jedoch die nördlich von Burano gelegene Insel Torcello nicht auf dem Schirm, deren Besuch sich sehr gut mit einem Ausflug nach Burano verbinden lässt.
Torcello ist wesentlich weniger dicht bebaut und sehr dünn besiedelt. Von ehemals bis zu 10.000 Einwohnern sind nur noch 100 übrig geblieben. Das ermöglicht eine Verschnaufpause vom Trubel auf Murano und Burano.
Auf Torcello erwarten dich ein paar Restaurants und Souvenirgeschäfte sowie schöne Natur.
Torcellos Beiname „Kircheninsel“ lässt es logisch erscheinen, dass die zwei größten Sehenswürdigkeiten der Insel die Kathedrale Santa Maria Assunta (guter Ausblick vom Kirchturm) und die Kirche Santa Fosca sind.
Bei Prominenz aus der Filmwelt ist während der jährlich stattfindenden Filmfestspiele von Venedig übrigens das Restaurant „Locanda Cipriani“ beliebt.
PS: Falls du Lust auf noch mehr Natur und Ruhe auf den weniger bekannten Inseln Venedigs haben solltest, dann könnten vielleicht auch Certosa und Sant’Erasmo etwas für dich sein.
Anfahrt nach Torcello: Mit dem Vaporetto 12, das praktischerweise auch Burano ansteuert.
D) Chioggia
Chioggia ist ein kleiner idyllischer Fischerort mit einem der größten Fischereihäfen Norditaliens, der etwa 25 Kilometer vom Markusplatz entfernt im Süden der venezianischen Lagune liegt.
Wegen der Kanäle und Brücken, der am Wasser stehenden farbenfrohen Häuser und einiger Palazzi wird Chioggia auch Klein-Venedig genannt. Und der Clou für Egoisten wie mich: das ist dem Großteil der Venedig-Besucher nicht bekannt, sodass du hier Venedig-Stimmung genießen kannst, ohne sie mit den ganz großen Massen teilen zu müssen.
Ebenfalls praktisch: Ein sehr breiter und weißer Sandstrand befindet sich außerdem gleich um die Ecke. Dort kann es allerdings zur Ferienzeit und an den Wochenenden recht voll werden.
Anfahrt: Erst eine Vaporetto-Fahrt zum Lido, von wo aus du mit der ACTV-Buslinie 11 direkt bis nach Chioggia fahren kannst. Das geht übrigens auch mit einem der ACTV-Tagestickets.
5. Venedig Geheimtipps zum Essengehen
Italiens Küche ist nicht umsonst ein absoluter Exportschlager und macht vermutlich 95 % der wenigen Gerichte aus, die ich selber kochen kann. Entsprechend lohnt es sich, die typischen Gerichte der venezianischen Küche genauer unter die Lupe zu nehmen.
Generell nutzen die Venezianer besonders gerne die Fischarten und Meeresfrüchte aus der Lagune. Oft bilden Polenta oder Risotto die Basis der Gerichte. Häufig wirst du auf den Tellern der Lokale zudem dunkle Spaghetti sichten. Diese werden mit der Tinte von Oktopussen gefärbt.
Die folgenden Spezialitäten auf den Menüs der Lokale in Venedig solltest du vor allem auf dem Schirm haben:
- Baccalà Mantecato: Paste aus Stockfisch, Zwiebeln, Knoblauch und Olivenöl, die bevorzugt auf Weißbrot geschmiert wird.
- Sarde in Saor: Typisch venezianische Vorspeise, bestehend aus Sardinen, die in Wein, Essig, Olivenöl sowie Rosinen und Pinienkernen mariniert werden.
- Pasta e fagioli: Eintopf aus Makkaroni, Bohnen, Olivenöl und zahlreichen Kräutern.
- Cicchetti: Häppchen, die u. a. aus gefüllten Oliven, eingelegtem Gemüse oder Fleischklößen bestehen.
- Carpaccio: Diese besonders dünn geschnittenen, mit Parmesan bestreuten und rohen Rindfleischscheiben haben es aus Venedig (genauer gesagt: aus Harry’s Bar) in die Küchen der Welt geschafft.
- Bigoli in Salsa: Vollkornspaghetti in Sardellensauce, die auch meine persönlichen Kochkünste um ein Gericht erweitert haben.
- Tramezzini: Mit Schinken, Käse, Thunfisch oder Gemüse belegte Weißbrotscheiben.
Wo aber kannst du einige dieser Köstlichkeiten am besten probieren? Zunächst solltest du dir die Unterschiede zwischen den Arten von Lokalen in Italien bzw. Venedig deutlich machen.
Bàcari sind Stehbars, in denen es vor allem Wein mit Chicchetti gibt. Eine Osteria ist eine Gaststätte für Wein mit einer kleinen Auswahl an italienischen Snacks. Eine Trattoria wiederum beschreibt kleinere Lokale mit familiärer Atmosphäre und einer kleinen Auswahl an Gerichten. Trattorien haben in Italien meistens übrigens keine Pizza im Angebot. Klassische Restaurants bieten schließlich eine weniger familiäre Atmosphäre als eine Trattoria oder Osteria, aber eine größere Auswahl an Gerichten.
Ebenfalls ist es vorteilhaft, sich die typische Reihenfolge eines Menüs vor Augen zu führen: Begonnen wird mit den Antipasti. Der erste Gang besteht anschließend aus Pasta, Risotto oder einer Suppe, der Hauptgang aus einem Fleisch- oder Fischgericht inklusive Salat. Zum Abschluss wartet ein Dessert.
An Getränken stehen in Venedig vor allem Wein (aus dem Veneto und gerne auch schon sehr früh am Tag), Aperol Spritz (aus Prosecco und Aperol samt einigen Eiswürfeln und insgesamt nicht mein Geschmack, um ehrlich zu sein) und Kaffee (in Form von Espresso, Cappuccino und Co.) hoch im Kurs.
Ich persönlich mag zudem die in Italien häufig zu findenden Biersorten Peroni Nastro Azzurro (sehr mild) und Birra Moretti (die Flasche mit dem Waldschrat auf dem Etikett).
Kommen wir jetzt aber endlich zu meinen Venedig Geheimtipps zu authentischen Lokalen, die auch von Einheimischen besucht werden:
- Ristorante Pizzeria da Alvise: Lokal mit familiärer Atmosphäre, das Fischgerichte, Pizza, Pasta und hausgemachte Kuchensorten zu guten Preisen im Angebot hat. Die Terrasse bietet einen Ausblick über die Lagune in Richtung der Friedhofsinsel. Insgesamt bekommt man hier für meinen Geschmack alles, was man sich wünschen kann.
- Trattoria alla Fontana: Trattoria mit sehr freundlichem Personal, tollem Essen (besonders die Meeresfrüchtepasta) und gutem Wein. Unweit des jüdischen Viertels gelegen.
- Osteria alla Ciurma: Nicht allzu weit vom Mercato di Rialto entfernt gelegene Osteria mit günstigem Wein und Aperol Spritz sowie leckeren Chicchetti.
- Pizza 2000: Imbissstube mit guter und günstiger Pizza im Stadtteil San Polo.
- Versus Meridianem: Typisches venezianisches Restaurant in Murano, das sich in einer ehemaligen Fabrik eingenistet hat und eine recht große Auswahl an Gerichten anbietet. Die Preise sind für das gute Essen absolut fair. Der Blick über die Lagune ist auch nicht von schlechten Eltern.
Insgesamt muss das Essengehen in Venedig nicht so teuer werden, wie teils angedeutet wird. Die hohen Preise wirst du vor allem nahe der touristischen Hotspots zu spüren bekommen. Die gilt es folglich auch zum Geldsparen zu meiden.
Du solltest übrigens 5 bis 10 % Trinkgeld geben, wenn dieses nicht als Extraposten auf der Rechnung zu finden ist. Das obligatorische Brot und Tischgedeck ist außerdem nicht kostenlos und wird im Regelfall ebenfalls gesondert auf der Rechnung aufgeführt. Es kostet den ein oder anderen Euro.
Bei einigen Lokalen wie z. B. dem Caffè Florian oder dem Quadri am Markusplatz gilt zudem Folgendes: Bei den Plätzen draußen auf der Terrasse wird ein Musikzuschlag von ca. 5 Euro pro Person dem Gesamtpreis hinzuaddiert, sodass ein Cappuccino schnell sehr teuer werden kann. Man muss dann mit sich selber ausmachen, ob der Ausblick über den Markusplatz das wert ist.
Allgemein gilt in Venedig jedoch Folgendes: Wenn du dir einen Sitzplatz gönnst, darf das Lokal deiner Wahl den Preis des Getränks deiner Träume bestimmen. Falls du dein Getränk jedoch an der Theke und damit „al banco“ genießt, dann gelten die Preise der Kommune. Auf diese Art kostet u. a. auch am Markusplatz ein Cappuccino nur um die 2 Euro, statt der auf der Terrasse gesprengten 10 Euro Marke.
Kulinarische Touren können ein gutes Mittel sein, um im Eilverfahren von einem einheimischen Guide in die kulinarische Seite Venedigs eingeführt zu werden:
Einige abschließende Venedig Geheimtipps
Hier folgen noch einige weitere Tipps, die dir dabei helfen werden, Venedig im Detail kennenzulernen.
Ein guter Startpunkt ist folgender Link zu einer Karte bei Google Maps, auf der ich dir die Lage der genannten Venedig Insider Tipps zur besseren Orientierung markiert habe:
1. Grundsätzliche Venedig Insider Tipps zum Umgehen der Touristenmassen
Auf keinen Fall schädlich dürften ein paar einfache Tipps sein, die dir dabei helfen werden, Venedig wirklich ins Herz zu schließen, anstatt es wegen der Menschenmengen zu verfluchen und negativ in Erinnerung zu behalten.
Zunächst hat natürlich deine Reisezeit einen großen Einfluss darauf, mit wie vielen anderen Reisenden du dir den Anblick der malerischen Kanäle teilen musst. Wenn es irgendwie möglich ist, dann reise in der Nebensaison nach Venedig.
Nebensaison ist vielleicht etwas hart ausgedrückt, denn die existiert in Venedig nicht wirklich. Es gibt jedoch etwas ruhigere Phasen, z. B. von Anfang Januar bis hin zum venezianischen Karneval (irgendwann um Aschermittwoch im Februar oder März) und nach dem Karneval bis zum Beginn der Sommerferien.
Wochenenden machen sich ebenfalls sehr deutlich bemerkbar. Auch die gilt es also zu meiden.
Sehr empfehlenswert sind darüber hinaus Abendspaziergänge. Je später es wird, desto leerer und atmosphärischer werden die Gassen. Sogar Touristenmagneten wie der Markusplatz können dann fast schon verlassen wirken.
Einen ähnlichen Effekt kann es haben, sehr früh aufzustehen. Ich tendiere allerdings eindeutig dazu, zu späterer Stunde unterwegs zu sein.
2. Venedig Geheimtipps zu Unterkünften abseits der Touristenpfade
Sofern du nicht auch einen Strandurlaub einlegen möchtest, halte ich es für am besten, auf der Hauptinsel zu übernachten. Genau deren Vorzüge haben Venedig schließlich weltberühmt gemacht.
Wenn du dort noch nach einer Unterkunft suchst, aber nicht mitten im Trubel von San Marco hausen möchtest, dann solltest du vielleicht in den von mir im ersten Abschnitt dieses Artikels genannten Bereichen der Stadt nach einer Bleibe Ausschau halten:
Ebenfalls für empfehlenswert halte ich wegen der Nähe zur Hauptinsel und dem schönen Ausblick in Richtung Markusplatz die Unterkunftssuche auf der Insel Giudecca:
Für mehr Infos zu den genannten Stadtteilen, deren Vor- und Nachteilen sowie konkreten Hotelempfehlungen in ihnen solltest du unbedingt einen Blick auf meinen Artikel mit den wichtigsten Hoteltipps für Venedig werfen:
3. Alternative Tourenvorschläge für Venedig
Stadtführungen gibt es in Venedig wie Sand am Meer. Seltener sind allerdings Führungen, die auch etwas von den berühmtesten Sehenswürdigkeiten wegführen und auch in unbekanntere Ecken der Stadt vordringen.
- Legenden und Geister von Cannaregio*: Sehr gut bewertete Tour, bei der du zu versteckten Orten in Cannaregio geführt und zusätzlich mit vielen Infos und Venedig Insider Tipps für deine weitere Reise versorgt wirst.
- Stadtrundgang am Morgen*: Ein großer Vorteil dieser Stadtführung ist, dass sich morgens – wie bereits geschrieben – die ganz großen Touristengruppen umgehen lassen. Darüber hinaus werden viele interessante Details über das Leben in Venedig angesprochen.
- Private Tour mit einem ortskundigen Guide*: Auch bei dieser privaten Tour, die du selber nach deinen Interessen mitgestalten darfst, bekommst du viel spannendes Detailwissen zu Venedig vermittelt.
Solltest du zudem während der Hauptreisezeiten in der Stadt unterwegs sein, dann kann es oftmals sehr zeitsparend sein, sich vorab online ein Ticket für die bekanntesten Sehenswürdigkeiten zu sichern. Das ist vor allem über Get Your Guide möglich:
4. Lektüretipps für das Venedig abseits der Touristenmassen
Viele weitere Venedig Geheimtipps findest du logischerweise auch in Büchern. In dieser Hinsicht kann ich dir vor allem die folgende Lektüre empfehlen:
- Venedig Lieblingsorte*: Kein klassischer Reiseführer mit Fakten und Öffnungszeiten etc., sondern ein besonders lesenswertes Venedig-Buch, das auf zahlreiche Details und Besonderheiten in der Lagunenstadt aufmerksam macht.
- Das Venedig-Lesebuch – Impressionen und Rezepte aus der Lagunenstadt*: Dieses Buch macht Lust auf Venedig und bietet einen sehr guten Einblick in die Geschichte der Stadt und das Leben in ihr. Die Rezepte können zudem einen Hauch von Venedig in deine Küche bringen.
Falls du darüber hinaus nach einem klassischeren Reiseführer suchst, dann empfehle ich dir vor allem „Venedig MM-City – Reiseführer mit vielen praktischen Tipps*“. Darin findest du detaillierte Beschreibungen der nach Stadtteilen gegliederten Sehenswürdigkeiten und sehr nützliche Routenvorschläge.
Wirf auch einen Blick auf meine anderen Venedig-Artikel:
Ich wünsche dir viel Spaß beim Erkunden von Venedig abseits der üblichen Pfade!
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Julia
Ich hatte den Venedig-Urlaub schon fest gebucht für Mai diesen Jahres. Daraus wird jetzt wohl erstmal nichts. ? Schade, aber es ist gerade einfach nicht zu ändern und verglichen mit anderen das geringere Übel. Bis es soweit ist bleibe ich zuhause und versuche die Zeit so gut es geht zu nutzen… Bleibt mehr Zeit für die Vorbereitung und zum Träumen. Jetzt muss ich aber erstmal fleissig alle von dir gesammelten Lektüretipps durcharbeiten. Denn gute Vorbereitung ist bekanntlich die halbe Miete.
Tanti Saluti – Julia
Niklas
Hallo Julia,
ja, mit dem Mai wird es für Venedig wohl leider eng werden. Das ist besonders schade, weil der Frühling natürlich nicht die schlechteste Zeit für eine Reise in die schöne Stadt ist. Im nächsten Mai sieht die Lage hoffentlich ja wieder deutlich anders aus.
Viel Spaß beim Vorbereiten deiner zukünftigen Venedig-Reise und dem gedanklichen „Reisen“ von zu Hause!
Liebe Grüße
Niklas