10 Dinge, die du bei einem Leipzig Kurztrip unbedingt unternehmen solltest
Seit etwas mehr als drei Wochen wohne ich in Leipzig. Die Stadt hat nicht lange gebraucht, um mich für sich einzunehmen.
Um genau zu sein, war Leipzig dies spätestens gelungen, als meine Freundin und ich unseren Mietumzugswagen abgegeben hatten und aus der Straßenbahn heraus beobachten durften, wie ein Mittfünfziger mit lockigem Vokuhila in einem Minimarkt verschwand. Lebendiges Kulturgut. Sensationell.
Nicht nur hatte mich Leipzig zügig als Fan dazugewonnen. Sachsens größte Stadt schaffte es ebenfalls schnell, meine Denkweise über die Lebensqualität in Städten bzw. Metropolen zu ändern.
Vor meiner Zeit in Leipzig war ich der Meinung, dass eine Stadt der Größe von Leipzig (etwa 580.000 Einwohner) zwar so einiges zu bieten hat. Gleichzeitig war ich mir jedoch sicher, dass die Leipzigs, Bostons, Baltimores, Krakaus und Manchesters dieser Welt gegenüber Millionenstädten immer den Kürzeren ziehen würden.
Mittlerweile sehe ich dies differenzierter.
Leipzig bietet (für mich) alles, was man sich von einer Großstadt wünschen kann. Hierunter verstehe ich u. a. gute Infrastruktur, erstklassiges kulturelles Angebot, vielfältige Bevölkerung, kulinarische Spezialitäten aus aller Welt und abwechslungsreiche Viertel.
Der Vorteil dabei: Die Stadt leidet dabei nicht zu sehr unter den Problemen einer Riesenmetropole wie langen Wegen, zu großer Anonymität, Massentourismus und oftmals explodierenden Lebenshaltungskosten.
Meine Zeiten als metropolenfixierter Osnabrücker Städteurlauber sind daher vorbei. Dank (dem trotz seines neuen Beinamens Hypezig noch immer unterbewerteten) Leipzig werden mich meine künftigen Reisen häufiger auch in die Geheimtipps für Städtereisen bringen.
Philosophisch und unverständlich formuliert: Von jetzt an ist mir die Länge des Songs und der Name des Musikers egal. Ich will den perfekten Popsong in Stadtform.
Für dich scheint dieser Erkenntnisprozess überflüssig zu sein. Du bist offensichtlich schon auf dem richtigen Weg, indem du dich über die Vorzüge von Leipzig informierst. Folgende 10 Dinge solltest du unbedingt bei deinem Leipzig Kurztrip unternehmen:
1. Erkunde den Leipziger Hauptbahnhof
Eingangstor bei manch einem Leipzig Kurztrip dürfte der Hauptbahnhof sein. Dieser ist bis heute flächenmäßig der größte Kopfbahnhof Europas und war nach seiner Fertigstellung zeitweise sogar der größte Bahnhof der Welt. Wenig verwundern wird dich dieser Rekord, wenn du vom vorgelagerten Willy-Brandt-Platz einen Blick auf die fast 300 Meter breite Fassade wirfst.
Die fast monumentalen Eingangshallen in Kombination mit dem Gewusel der täglich etwa 120.000 Bahnreisenden wecken Fernweh. Zugleich ist das gesamte von 1909 bis 1915 erbaute Bahnhofsareal ein gefundenes Fressen für Bahnromantiker. Vor allem die an Gleis 24 ausgestellten historischen Schienenfahrzeuge werden bei diesen auf Interesse stoßen.
Nicht ganz unerwähnt bleiben darf, dass der Bahnhof seit der Modernisierung von 1998 gleichzeitig eine Einkaufspassage ist, die kaum einen Wunsch unerfüllt lässt. Tatsächlich sind die Shoppingbereiche des Bahnhofs so groß, dass sie ein Fünftel der gesamten Verkaufsfläche der Leipziger Innenstadt ausmachen.
In Filmen waren übrigens schon Michael Douglas und Melanie Griffith (Wie ein Licht in dunkler Nacht) und Jared Leto (Mr. Nobody) im Leipziger Hauptbahnhof unterwegs.
2. Mach einen Streifzug durch die Innenstadt mit ihren historischen Bauwerken
Die Leipziger Innenstadt gilt mit ihren historischen Gebäuden, den zahlreichen Passagen und atmosphärischen Hinterhöfen als eine der schönsten Deutschlands.
Ein guter Ausgangspunkt zu ihrer Erkundung ist der Augustusplatz. An ihm stößt du auf folgende bedeutsame Gebäude:
- Opernhaus: Beherbergt auf der angeblich modernsten Bühne Europas die Oper sowie das Ballett der Oper von Leipzig.
- Gewandhaus: Konzertgebäude mit hervorragender Akustik, auf dessen Deckengemälde du mindestens von außen einen Blick werfen solltest.
- Augusteum und Paulinum: Uni-Gebäude, bei denen die Gestalt des letzteren an die ursprünglich an dieser Stelle stehende und von Kommunisten zerstörte Paulinerkirche erinnert.
- Kroch-Hochhaus: 1928 fertiggestellt und damit erstes Hochhaus der Stadt
- das 142 Meter hohe City-Hochhaus, das seltsamerweise in Leipzig steht, obwohl es ursprünglich in Rostock errichtet werden sollte und dessen 31. Etage du als Aussichtspunkt nutzen kannst (siehe dafür Punkt 8 dieses Artikels)
Unweit des Augustusplatzes steht die ab 1165 erbaute Nikolaikirche. Diese ist historisch von großer Bedeutung, da sie Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen war, in denen gegen die politischen Verhältnisse der DDR demonstriert wurde. Ergebnis dieser Protestbewegung war der Fall der Mauer und schließlich die Wiedervereinigung Deutschlands.
Von der Nikolaikirche kannst du zurück auf die Grimmaische Straße spazieren. Rechts solltest du nach einigen Metern einen Abstecher zur Goethe-Statue und Alten Handelsbörse machen. Links wiederum wartet die Mädlerpassage mit dem durch Goethes „Faust“ weltberühmten Auerbachs Keller auf dich als Gast.
Wenige Schritte trennen dich jetzt noch vom Markt, der durch das aus dem 14. Jahrhundert stammende Alte Rathaus geprägt wird. Für fünf Euro kannst du es von innen besichtigen. „Alt“ muss sich dieses Rathaus übrigens schon seit über 100 Jahren nennen lassen. 1905 zog die Stadtverwaltung in das Neue Rathaus um.
Unweit ist von hier zudem die Thomaskirche, die berühmt ist für ihren Knabenchor, den Thomanerchor. Das Who-is-Who der Weltgeschichte hat sich unterhalb des 68 Meter hohen Kirchturmes die Klinke in die Hand gedrückt:
Johann Sebastian Bach war der berühmteste Kantor der Thomaskirche und ruht in ihr gegenwärtig in seinem Sarkophag, Martin Luther predigte hier Pfingsten 1539, Felix Mendelssohn Bartholdy führte vor Ort Chorkompositionen und Orgelkonzerte auf und kein Geringerer als Jesus Christus ist in der Thomaskirche natürlich allgegenwärtig.
Etwa fünf Gehminuten trennen die Thomaskirche vom Neuen Rathaus. Dieses hat sich mit dem höchsten Rathausturm Deutschlands nicht grundlos zu einem der Wahrzeichen Leipzigs entwickelt. Auch hinsichtlich der Anzahl der Zimmer ist es übrigens das größte seiner Gattung.
Vom Neuen Rathaus aus wirst du bereits das Bundesverwaltungsgericht sehen können. Dieses ist einer der fünf obersten Gerichtshöfe Deutschlands, der standesgemäß in einem der schönsten Gebäude Leipzigs haust.
Nach erfolgreicher Erkundung der Leipzig Sehenswürdigkeiten und Shoppingmöglichkeiten in der Innenstadt, kannst du dich im Café Zum Arabischen Coffe-Baum entspannen.
Hier befindest du dich auf historischem Parkett: Das Café zählt zu den ältesten, noch in Betrieb befindlichen Exemplaren seiner Art. Kaffee floss hier bereits 1711 in Strömen und putschte schon Berühmtheiten wie Schumann, Bach, Mahler, Liszt, Wagner, Goethe oder Napoléon zu Höchstleistungen (oder Untaten) auf.
Sollte es bereits spät geworden sein, dann findest du rund um das Barfußgässchen sicherlich die ein oder andere Bar oder Kneipe, die deinem Geschmack entspricht und dich ins Leipziger Nachtleben einführt.
Dieser hier eher oberflächlich angerissene Rundgang durch die Innenstadt von Leipzig hat von mir einen eigenen Artikel spendiert bekommen, den du auch auf dem Schirm haben solltest:
3. Tauche ein in die Leipziger Museums- und Galerienlandschaft
Nicht nur bei Regenwetter solltest du dir Zeit für die Leipziger Museumswelt nehmen. Hier ein kurzer Überblick über deine vielfältigen Möglichkeiten in der Neo Rauch Heimatbasis und Inspirationsquelle:
- Museum im Stasi-Bunker
- Museum in der runden Ecke: Hier wird die DDR-Zeit und die Überwachung durch die Stasi im ehemaligen Hauptquartier der Stasi thematisiert.
- Stadtgeschichtliches Museum
- Bach-Museum
- Museum der bildenden Künste
- Grassimuseum: Im Grassimuseum am Johannisplatz erwarten dich das Grassi Museum für Angewandte Kunst, das Museum für Völkerkunde und das Museum für Musikinstrumente.
- Panometer Leipzig
- Schiller-Haus
- Schumann-Haus
- Mendelssohn-Haus
- Zeitgeschichtliches Forum
- Capa-Haus
- Alte Baumwollspinnerei: Beherbergt heute einige Galerien und war zu Beginn des 20. Jahrhunderts die größte Baumwollspinnerei auf dem Kontinent.
- Kunstkraftwerk: Hier wurde eine zerfallende unsichere Industrieruine in einen Komplex verwandelt, in dem experimentelle Künstler aus aller Welt ihre Installationen zur Schau stellen.
- Kunstprojekte: D21 Galerie, Delikatessenhaus
Du hast die Qual der Wahl!
4. Spaziere durch das Waldstraßenviertel
Das Waldstraßenviertel ist dank seines Status als eines der größten erhaltenen Gründerzeitviertel als Flächenarchitekturdenkmal geschützt. Diese Info dürfte dir vielleicht schon verraten, dass das Waldstraßenviertel zu den edleren Gegenden Leipzigs gehört.
Der Vorteil des Viertels ist, dass es nur einen Steinwurf von der Innenstadt entfernt ist. So kannst du auch bei einem Leipzig Kurztrip einen Abstecher in diese an architektonischen Schätzen reiche Gegend einbauen.
Wie dieser architektonische Reichtum entstanden ist? Ab 1830 entwickelte sich Leipzig rasant zur Großstadt und wurde zu einer wichtigen Handelsmetropole. In der Folge wurde die Stadt auch für jüdische Kaufleute aus Osteuropa immer attraktiver.
Neuer Wohnraum musste geschaffen werden. Hierfür bot sich das nördlich des Zentrums gelegene Waldstraßenviertel an, in dem sich überwiegend die besagten jüdischen Geschäftsleute niederließen.
Schnell etablierte sich im Volksmund der Spitzname Neu-Jerusalem für das Waldstraßenviertel. Heutzutage zeigt sich dies leider nur noch in überdurchschnittlich vielen Stolpersteinen, die an die Deportationen während der NS-Zeit erinnern sollen.
Der dem Status von Leipzig als Handelsmetropole zu verdankende Wohlstand führte schließlich zu immer eleganteren Häusern und Villen. Diese kannst du glücklicherweise zum großen Teil auch heute noch bewundern.
Die Straßen des Waldstraßenviertels sind gesäumt von
- einfacheren Wohnhäusern aus der Zeit vor 1840,
- eleganten und für Vorstädte typischen Häusern aus der Phase von 1840 – 1870,
- Gründerzeithäusern und -villen aus der Zeit um die Jahrhundertwende sowie
- Wohnhäusern im Jugendstil aus der Zeit um 1900 und danach.
Stationen deines Streifzugs durch das Waldstraßenviertel können folgende sein:
- In der Gustav-Adolf-Straße 16 steht das Haus, in dem Gustav Mahler 1877/1878 lebte und seine 1. Sinfonie verfasste.
- Das ehemalige Haus des Völkerschlachtdenkmal-Erbauers Clemens Thieme befindet sich in der Tschaikowskistraße 4. Allgemein scheint mir die genannte Straße ein heißes Pflaster zu sein, da mir die Häuserverzierungen hier am schönsten erschienen.
- Auch die namensgebende Waldstraße lässt sich gut bis hinauf zum Mückenschlösschen abgrasen.
Pausieren oder deinem Streifzug ein würdiges Ende setzen kannst du in einem der Cafés, die dir im Waldstraßenviertel über den Weg laufen. Besonders empfehlenswert wegen seiner kuriosen Kulisse ist das Café Fleischerei (Jahnallee 23). Hier kannst du unter einer mit einer Kuh verzierten Art Déco-Decke Kuchen essen.
Am besten durchforstest du Google nach uralten schwarz-weiß Fotos des Waldstraßenviertels und vergleichst diese mit den heutigen Verhältnissen. Oder wie wäre es mit einer Straßenbahnfahrt durch das Leipzig von 1931? Dieses Video ermöglicht sie dir.
5. Erkunde die Eisenbahnstraße und das angrenzende Gründerzeitviertel von Neustadt und Volkmarsdorf
Nicht zuletzt dank einer erstklassig recherchierten Doku des Grimmepreis-verdächtigen Pro 7-Nachrichtenjournals namens taff hat die Eisenbahnstraße ihren Ruf weg: Sie ist die gefährlichste Straße Deutschlands.
Der teilweise neben dem oft überfüllten Bürgersteig verlaufende Radweg ist tatsächlich nicht ganz ungefährlich, wenn hier ein unaufmerksamer Radfahrer auf einen schlafwandelnden Fußgänger trifft.
Nein, im Ernst… Drogendeals (Nüsch so öffenlisch!), illegales Glücksspiel, Vandalismus und Bandenkriminalität finden sich im Dunstkreis der Eisenbahnstraße. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Die damit einhergehenden Verbrechen sind jedoch weitgehend milieubezogen und daher für Außenstehende keine Gefahr, die deutlich über ein normales Großstadtniveau herausreicht.
Fakt ist, dass es laut aktueller Kriminalitätsstatistik zahlreiche Leipziger Stadtteile gibt, in denen die Kriminalitätsrate höher ist als in Volksmarsdorf und Neustadt-Neuschönefeld.
Die gefährlichste Seite Leipzigs und Sachsens zeigt sich im Zusammenhang mit der Eisenbahnstraße stattdessen vor allem dann, wenn kleingeistige Leipziger über die Straße reden. Ein Beispiel? Okay…
Ein junger Telekom-Mitarbeiter richtet bei dir einen Internet- und Telefonanschluss ein. Dabei deklariert er die Gegend rund um die Eisenbahnstraße als zu gefährlich und damit nahezu unbewohnbar.
Im Wissen, dass immer mehr Studenten ein vollkommen sicheres Leben im Viertel führen, fragst du ihn, ob er seine Aussagen ernst meint. Absolut, sagt er. Er zeigt in alle Himmelsrichtungen. Da wohnen Ausländer, da drüben wohnen Ausländer und dahinten wohnen Ausländer, das wüsste er, erklärt er.
Die Studenten würden aus Angst in den oberen Stockwerken wohnen und im Straßenbild in der Masse von Ausländern unsichtbar sein. Wenn man einen Zaun um die Eisenbahnstraße und die ganze Gegend zöge, dann könne man das entstandene Gebiet Türkei taufen.
Er äußert seine Ansichten vehement, selbstverständlich und unverhohlen. Dabei tut er ganz offensichtlich eine Meinung kund, die er mit einer viel zu großen Menschenmenge vollkommen offen teilt.
Dieses stumpfe Vermengen von Kriminalität und „Ausländern“… Puh… Man kann sagen, dass die Eisenbahnstraße die gefährlichsten Gedanken Deutschlands anzieht.
Das war schon zu viel Spielraum für Gedankenschrott. Für mich überwiegen die Vorzüge der Eisenbahnstraße und des nördlich gelegenen Gründerzeitviertels. Lange war das westlich gelegene Plagwitz das Mekka der Untergrund-Kunstszene. In letzter Zeit schwappte ein großer Teil der kreativen Energie in den Osten Leipzigs mit seiner Hauptschlagader Eisenbahnstraße herüber. Vom Wahrheitsgehalt dieser Aussage kannst du dich notfalls im Guardian überzeugen lassen.
Kein Wunder: Internationale Großstadtatmosphäre, köstliches Essen an allen Ecken und Enden, Ausgehmöglichkeiten, Kreativität und alternative Lebensformen ergeben nicht nur für mich eine besonders spannende Ecke Leipzigs. Auf dieser Karte kannst du dir einen Überblick über die im Leipziger Osten angesiedelten Kunstprojekte verschaffen.
So könnte dein Eisenbahnstraßennachmittag bzw. -abend aussehen:
1. Mach dich mit der Eisenbahnstraße vertraut. Lies die Tafeln mit den Tagesangeboten der Imbisse, bewundere arabische Schriftzeichen und checke die internationalen Lebensmittel in einem der einschlägigen Märkte. Vielleicht findest du hinter scheinbar verrammelten Fenstern den Buchladen, der kistenweise die Groschenromane verkauft, auf die du dein Leben lang gewartet hast.
2. Geh shoppen: Vergiss Paris, Mailand und Athen. Vergiss deinen Geiz. Kauf dir an der Ecke Eisenbahn- und Hermann-Liebmann-Straße sensationelle Opa-Pantoffeln, die dich vermutlich dein Leben lang begleiten werden.
3. Genehmige dir den ein oder anderen Imbiss. Ich empfehle dir das Bistro Syrien für Foul, Wok für rotes Thai-Curry und Pho oder Haci Baba für Dürüm. Falls du an einem Samstagabend gegen 19 Uhr über die Eisenbahnstraße streifst, dann kannst du auch in der VoKü (=Volksküche) im Japanischen Haus (Hausnummer 113b) vorbeischauen. Dort hast du die Möglichkeit, gegen eine kleine Spende in inoffizieller Kulisse mit Einheimischen eine Mahlzeit zu verdrücken.
4. Spaziere durch das nördlich der Eisenbahnstraße gelegene Gründerzeit-Arbeiterviertel. Gute Anlaufstellen sind hier das Hotel Leipziger Hof und die Heilig-Kreuz-Kirche im Zentrum des Neustädter Marktes. Bestaune den Verfall der Häuser und registriere die Eleganz der sanierten Bauten.
5. Mach dir ein Bild von den Gardinen und Satellitenschüsseln in der Plattenbausiedlung rund um die Lukaskirche.
6. Starte eine Kneipentour in, ähh, einfacher Kulisse im Goldhorn an der Ecke Eisenbahn- und Elisabethstraße. Die größte Frage des Ladens lautet: Ist das eine Unisex-Toilette oder versteckt sich irgendwo in den heiligen Hallen ein Männerklo? Weiterziehen könntest du ins Peter K. oder Café Nu R.
7. Beende den Abend rechtzeitig.
6. Lass dich entlang der KarLi durch die Südvorstadt treiben
Die ehemals eher punkige Südvorstadt, die vor Jahren noch von (Überlebens-)Künstlern belebt worden sein soll, mutet heutzutage weitgehend fast schon schick an. Kein Wunder: Die Altbausubstanz der Südvorstadt zählt zu der am besten sanierten der Stadt.
Dennoch sorgen die nach wie vor anzutreffenden Anlaufpunkte der Alternativszene dafür, dass besonders viele junge Menschen zu den knapp 25.000 Anwohnern der Südvorstadt zählen.
Wenn du also Interesse an sanierten Altbauten hast, zwischen denen du durch die ein oder andere Kneipe oder Bar ziehen kannst, dann ab in die Südvorstadt. Das Herz des Viertels schlägt rund um den Südplatz. Hier könntest du deine Erkundungen der Gegend starten.
Entlang der Karl-Liebknecht-Straße (KarLi) stößt du auf dutzende Kneipen bzw. Clubs (die bekanntesten Killiwilly, naTo, Distillery), kleine bunte Geschäfte, Cafés, Imbisse und Restaurants mit Speisen aus allen möglichen Winkeln der Welt. Einen Abstecher wert ist sicher auch der Feinkostmarkt.
Der ab Oktober 1947 mit Kriegstrümmern des 2. Weltkriegs aufgeschüttete Fockeberg befindet sich ebenfalls in der Südvorstadt. Wo du schon vor Ort bist, kannst du ihn gut als Aussichtspunkt nutzen. (Für mehr Infos zu Möglichkeiten, Leipzig von oben zu betrachten, siehe Punkt 9 dieses Artikels.)
7. Nutze das vielfältige Freizeitprogramm
Falls deine Reisezeit ausreicht, um dir abseits der ausgetretenen Pfade einen Einblick in die Vorzüge des Lebens in Leipzig zu verschaffen, dann habe ich ein paar Tipps für dich.
Wie wäre es mit einer Radtour zum Cospudener See aka Lago Cospuda aka Costa Cospuda? Du könntest dich bei Nextbike registrieren, dir eines der Räder schnappen und dich entlang des grünen Gürtels von Leipzig dem See nähern. Zwischen dem „Cossi“ und Leipzigs Zentrum liegen etwa sieben Kilometer Luftlinie.
Es empfiehlt sich, bis zu einer der kleineren Buchten im Westen des Sees zu fahren. Wenn das Wetter mitspielt, kannst du sogar mit einer Badebuxe bewaffnet in den Fluten des Lago Cospuda verschwinden.
Im Hafen des in ein Tagebaurestloch „geschütteten“ Sees kannst du dich schließlich in einem der Restaurants für deinen Rückweg in die Stadt stärken.
Zurück in der Zivilisation namens Leipzig warten weitere Optionen auf dich, die dich von Langeweile, Einsamkeit und dem damit einhergehenden Weltschmerz fernhalten können.
Du bist Fußballfan? RB Leipzig festigt im Eilverfahren seine Positionierung unter den besten Fußballvereinen Deutschlands.
Sollte dir jedoch dieses ambitionierte Projekt eines Brauseherstellers wie auch der Cospudener See zu künstlich erzeugt worden sein, dann bietet dir Lok Leipzig vom klammen Geldbeutel geprägten Regionalligafußball. Nicht zu verachten ist hier das altmodische Stadion, das dir die raue Fußballatmosphäre von wie vor über zwanzig Jahren liefert.
Filmfan? Leipzig ist Heimat überraschend vieler Programmkinos, die in teils wunderschönen alten Kinosälen alte wie auch aktuelle Filme präsentieren. Anlaufstellen wie die Kinobar Prager Frühling, die Cinémathèque in der NaTo, die Schaubühne Lindenfels, Cineding oder die Schauburg machen mir Hoffnung, irgendwann einmal Filme wie Taxi Driver, Days of Heaven, Le Samouraï oder Double Indemnity auf der großen Leinwand erleben zu können.
Tiere begeistern dich? Ich selber war seit vermutlich fast zwanzig Jahren nicht mehr in einem Zoo. Das Internet sagt aber, dass der Leipziger Zoo nicht umsonst als schönster Deutschlands gilt.
Du bist auf der Suche nach einem waschechten DDR-Produkt oder dergleichen? Leipziger Flohmärkte genießen den Ruf, besser zu sein als seine von fabrikneuen Billigklamotten geprägten Gegenstücke im westlicheren Deutschland. Hier findest du eine Übersicht über die Leipziger Flohmarktwelt.
Autos sind deine Leidenschaft? Dann bist du eindeutig anders gepolt als ich. Dennoch werde sogar ich mir bei Gelegenheit eine Werksbesichtigung im Porsche-Werk Leipzig genehmigen. Laut der offiziellen Website zur Werksbesichtigung hat man hierbei die einmalige Gelegenheit, die Schwangerschaft des Werkes mit den Modellen Panamera und Macan zu begleiten.
8. Erkunde einen Lost Place
Industrieruinen, verfallene Gründerzeitvillen, alte und verwitternde Ladenfronten zwischen in alten Glanz zurück-sanierten Häusern… Leipzig ist reich an spannendsten Lost Places, die beachtet werden wollen.
Sind Eckhäuser tatsächlich häufiger dem Verfall preisgegeben? Sollten Häuser auch von außen wieder auf Hochglanz saniert werden oder sollte man ihnen wenigstens Spuren ihrer Patina lassen? Fragen über Fragen…
Folge am besten diesem Link für eine Liste von Leipziger Gebäuden, deren Glanztage nur auf den ersten Blick vorüber zu sein scheinen.
9. Erklimme einen der Aussichtspunkte
Jeder Mensch braucht sie: Aussichtspunkte, auf denen ihm die Welt zu Füßen liegt. Und jeder Reisende braucht sie noch mehr, um über seinem Reiseziel zu thronen.
Wie für die Museen gilt auch hinsichtlich der Aussichtspunkte – du hast die Qual der Wahl. Such dir unter folgenden Vorschlägen deinen Mulholland Drive Leipzigs heraus:
- City-Hochhaus (auch Uni-Riese genannt): für 3 Euro lässt man dich auf die Aussichtsplattform
- Turm des Neuen Rathauses (höchster Rathausturm Deutschlands)
- Thomaskirche
- Aussichtsturm Rosenthal
- Fockeberg
- Turm auf der Bistumshöhe
- Völkerschlachtdenkmal: Der Eintritt kostet dich acht Euro. Der Besuch der Ausstellung über die Völkerschlacht ist im Preis mitinbegriffen. Mehr Infos zum Völkerschlachtdenkmal findest du im anschließenden Punkt 10 dieses Artikels.
10. Verpasse nicht Leipzigs bekannteste Sehenswürdigkeit, das Völkerschlachtdenkmal
Etwa vier Kilometer außerhalb des Stadtzentrums wartet das bekannteste Wahrzeichen Leipzigs auf dich, das Völkerschlachtdenkmal. Dieses größte Nationaldenkmal Europas erinnert an die Völkerschlacht vom Oktober 1813, bei der sich Napoléons Armeen gegen Österreich, Preußen, Russland und Schweden geschlagen geben mussten.
Das „Völki“ ist zugegebenermaßen ein ziemlich protziger Klumpen und nicht gerade das eleganteste Denkmal der Menschheitsgeschichte. Die riesigen Schwerter der abgebildeten Krieger machen zudem deutlich, in welchem Klima Sigmund Freud auf manch eine seiner Theorien gekommen sein mag.
Die Höhe des Denkmals von 91 Metern darf als Aussichtspunkt natürlich nicht ungenutzt bleiben. Kostenlos kommt man über die Treppen bis zur Ruhmeshalle, von der aus du schon einen recht guten Ausblick genießen kannst.
Wenn du höher hinaus möchtest, dann musst du dir unten am Fuß des Denkmals ein Ticket kaufen. Mit diesem erhältst du Einlass ins Völkerschlachtmuseum und -denkmal. Außerdem gewährt man dir den Zutritt zu den Aussichtspunkten der Anlage.
Die erste Aussichtsplattform erreichst du mit einem Lift. Danach geht es ans Kraxeln. Eine schmale Treppe führt dich mit etwa 500 Stufen auf die oberste Aussichtsplattform, auf der die Aussicht all deiner Völkerschlachtträume auf dich wartet.
Einige abschließende Tipps praktischer Art für eine Reise nach Leipzig
Zum Start meiner abschließenden Tipps für einen Kurztrip nach Leipzig möchte ich dir die Anreise per Bahn empfehlen. Das kann nicht nur bequem und umweltschonend sein, sondern ist oftmals auch zu besonders günstigen Preisen möglich.
Am besten machst du dich dafür mit dem folgenden Sparpreisfinder auf Bahn.de auf die Suche nach besonders billigen Zugverbindung:
1. Leipzig Tipps zu guten und günstigen Unterkünften
Du suchst noch nach einer Unterkunft in Leipzig und möchtest die sowieso schon fairen Preise noch einladender für dich gestalten? Das könnte dir u. a. mit Airbnb gelingen. Falls du noch nie über Airbnb eine Unterkunft gebucht haben solltest, dann kann ich dir mit folgendem Link 25 Euro Startguthaben* für deine erste Unterkunftsbuchung auf dem Portal verschaffen.
Wenn Airbnb nichts für dich ist, dann schau dich vielleicht bei Booking.com um. Besonders gute und gleichzeitig günstige Unterkünfte sind z. B.:
- Hostel Multitude (ab ca. 50 €/Nacht für ein Doppelzimmer oder 10 € für ein Bett im Schlafsaal)*: Im angesagten Leipziger Westen gelegenes und top bewertetes Hostel, das neben Schlafsaalbetten auch ein Doppelzimmer anbietet.
- Travel24 Hotel Leipzig City (ab ca. 60 €/Nacht)*: Modernes und schickes Hotel in strategisch sehr guter Lage.
- Five Elements Hostel Leipzig (ab ca 70 €/Nacht)*: Betten in Schlafsälen, aber auch sehr schicke Doppelzimmer in absolut zentraler Lage.
- Apartment Central Leipzig (ab ca. 70 €/Nacht)*: Schöne Studios und Apartments in zentraler Lage und mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis.
2. Tipps zu empfehlenswerten Stadtführungen & Touren in Leipzig
Solltest du den von mir weiter oben unter dem 2. Punkt genannten Streifzug durch die Innenstadt nicht allein angehen wollen und Lust auf eine Stadtführung haben, dann könnte der folgende etwa zweistündige und top bewertete Stadtspaziergang interessant für dich sein:
- Zum Angebot für einen 2-stündigen geführten Stadtspaziergang* (Absolut empfehlenswert!)
Um einige der von mir genannten Highlights von Leipzig außerhalb des Stadtkerns (wie u. a. das Waldstraßenviertel oder das Gohliser Schlösschen) zu sehen, bietet sich zudem die folgende Kombination aus Stadtrundgang und Stadtrundfahrt an:
Eine ebenfalls praktische Möglichkeit, mehr von der Stadt zu sehen, ist die folgende dreistündige Stadtrundfahrt mit einem Fahrrad, an der du allerdings leider nur an Samstagen von April bis Oktober teilnehmen kannst:
Es gibt noch zahlreiche weitere spannende Möglichkeiten, Leipzig an der Seite von top informierten und unterhaltsamen Guides zu erkunden:
3. Die besten Reiseführer zum Kennenlernen der Stadt
Neben Blogartikeln und Stadtführungen gibt es für mich vor allem einen weiteren Weg, um schnell mehr über eine Stadt zu erfahren: Reiseführer.
Ein Reiseführer über Leipzig, in den ich immer wieder gerne gucke, ist der folgende von DuMont:
Um etwas über den Tellerrand zu blicken und immer wieder neue Orte zu entdecken werfe ich zudem regelmäßig den ein oder anderen Blick in das folgende Buch:
…
Falls dich all dies noch nicht überzeugt hat, einen Leipzig Kurztrip in Angriff zu nehmen, dann empfehle ich dir meine weiteren Artikel zu Leipzig:
Ich hoffe, du hast jetzt genügend Stoff für deinen Leipzig Kurztrip. Ach was… Ich hoffe, du hast jetzt genügend Programm und Anregungen für mehr als eine Städtereise ins schöne, spannende, wachsende und vielfältige Leipzig.
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Lisa
Also erst dachte ich oh mal wieder RB, aber als ich weiter gelesen habe war ich total begeistert. Als treuer Lok-Fan ist es schön, wenn jemand auch mal die Tribüne bzw das ganze Bruno als Sehenswürdigkeit erwähnt. Ansonsten waren auch viele hilfreiche Tipps dabei.
Niklas
Hallo Lisa,
das höre ich natürlich gerne! Das Bruno-Plache-Stadion hat sich die Nennung unbedingt verdient.
Beste Grüße
Niklas